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Themen der Zeit 6 / 99

MEGAEVENT MILLENNIUM
MEGAFESTE ZUM MILLENNIUM

Nur einmal in tausend Jahren kommt dieser eine Tag, der Sprung in ein neues Jahrtausend:
Das will gefeiert werden, mal mi Kunst, mal mit Kommerz. Zu dem Wettlauf, wer die größte Party, das ausgefallenste Ereignis zum Millennium in Szene setzt, sind so ziemlich alle bedeutenden Metropolen angetreten.

Aber es gibt auch weniger spektakulär als spirituell gedachte und gemachte Events.

Auszüge :
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Kunstwerk Erde: Vision des Aufbruchs in ein neues Zeitalter Besinnlich, spirituell oder einfach nur schön, aber dennoch ein potentieller Wallfahrtsort für Touristen und Kunstliebhaber zum Jahr 2000:
Das ist das Projekt des deutschen Bildhauers IGADiM - das Kürzel meint „Ich glaube an die Menschen" - auf der Ferieninsel Lanzarote.


Die kreative Vision „ Kunstwerk Erde " , umgesetzt in eine blaue Vulkan - Skulptur, ist eine der weltweit außergewöhnlichsten Kunstaktionen rund um den Jahrtausendwechsel, die als Aufbruch in ein neues Zeitalter verstanden werden kann.


Ein blauer Kegelstumpf ragt zehn Meter in den nicht minder blauen Himmel über dem Kanarischen Eiland : ein künstlicher Vulkan inmitten einer Insel, die selbst durch Vulkane vor Jahrtausenden aus dem Meer stieg. 42 Meter beträgt der Durchmesser des künstlichen Feuerberges aus Beton, dessen Schlotwände mit Blattgold überzogen sind.

Sein Trichter fängt die Sonne des neuen Jahrtausends auf, fokussiert sie auf den Menschen hin, den der ehemalige Beuys - Schüler dort im Zentrum sieht. „Die Hoffnung auf neue Energie und neue Vitalität für die Menschheit verbindet diese Skulptur mit dem neuen Jahrtausend ", erklärt der Künstler. Dieser Anspruch drückt sich in dem Kunstwerk nicht nur symbolisch aus, sondern ist ganz unmittelbar nachvollziehbar.


Um den blauen Vulkankegel legt sich ein Ring aus 144 gleich großen roten Steinquadern, jeder 130 x 60 x 100 Zentimeter groß. 72 Meter Durchmesser mißt dieser Steinring, der Zugänge in vier Himmelsrichtungen öffnet.
„Die Zahl 144 ist für mich ein Symbol der Weltgemeinschaft ", begründet IGADiM sein Werk.

Dass dieses Symbol mit Leben erfüllt ist, verrät die Entstehungsgeschichte dieser Ringsteine. Seit 1994 werden die fast zwei Tonnen schweren Blöcke weltweit von verschiedenen Gruppen in Handarbeit gegossen. Menschen aus Afrika, Südamerika, England, Skandinavien und Deutschland haben sich bisher in diesem Projekt verewigt. „Jeder kann mitmachen ", kommentiert der Bildhauer sein Konzept, Menschen aus aller Herren Länder an seinem Kunstwerk zu beteiligen. Ob es die Goethe - Schule in Argentinien war, eine Studentengruppe in Potsdam oder eine Dorfgemeinschaft in Ghana, alle ließen sich durch seine Idee anstecken, Teil eines global gedachten und gemachten Werkes zu sein.


Obwohl jeder dieser Ringsteine auf den ersten Blick gleich aussieht, lebt doch die Individualität der Entstehung nicht zuletzt durch die persönliche Signatur ihrer Hersteller sowohl sichtbar wie unsichtbar darin. Unsichtbar werden beispielsweise alle die Erinnerungsstücke sein, die in dem Stein des Münchner Wohlfahrtsverbandes von sozialpsychiatrischen Selbsthilfegruppen eingegossen wurden. Jeder Stein erzählt so eine andere Geschichte. Und damit diese Entstehungsgeschichten nicht verloren gehen, werden sie von IGADiM dokumentiert und in der Skulptur auf Lanzarote als Ausstellung auch öffentlich gemacht.


Eine Treppe führt unter den Vulkantrichter und dort in einen Raum, den der Künstler Bauhütte nennt. Dieser Raum dient aber nicht nur als gängiges Archiv für den gesamten Schriftverkehr mit den Steinbauern. Über das Internet öffnet sich die Skulptur und ihre Geschichte der ganzen Welt. Ende 1999 wird IGADiM auf der Insel die ersten Steine in Empfang nehmen, um sie mit Beginn des neuen Jahres an ihren Bestimmungsort zu transportieren.


Noch sind einige Steine nicht vergeben. Wer also an diesem Kunstwerk für das 21. Jahrhundert mit bauen will, kann über die Internetadresse: www.igadim.de Kontakt mit dem Bildhauer aufnehmen.