Tagebuch Teil 1
In der Luminata Alterna
Abschrift aus dem Heft vom 1. bis 5. Mai 1991.
2. Mai, Donnerstag, 5 Uhr 30.
Um 5 Uhr bin ich aufgewacht. Das Geräusch der Lüftung ist viel zu laut. Der Thermostat funktioniert nicht. Keine Warmluft, nur Kälte, die in die Luminata strömt. Ich bin sauer, daß so nachlässig gearbeitet wurde. Ich konnte schlecht einschlafen, durch das viel zu laute Brummen der Lüftung, das mir in der Nacht viel lauter erschien, auch jetzt, da ich mich an den Tisch setzte. Die Zugluft ist unangenehm. Um 5 Uhr bin ich aufgestanden, habe die Liege ausgehängt. Ich stand auf, weil es mir zu kalt war, - trotz Unterhemd, einem Hemd und einem dicken Pullover, den ich trage. Mein Rücken war kalt, das Bettzeug klamm, meine Hände kommen mir ebenso vor. Ich trage ein Handtuch um den Kopf, das ich mir schon heute Nacht umlegte, es verrutschte beim Schlafen, ich fand es auf dem Boden wieder. Trotz eines dicken Mantels ist es mir immer noch zu kalt. Hoffentlich habe ich mich nicht erkältet; es scheint fast so, meine Nase ist zu. - Eingeschlafen bin ich die erste Nacht um 1 Uhr 30, von Mittwoch, dem 1.Mai, auf Donnerstag, den 2. Mai 1991; Eingestiegen in die Luminata Alterna um 22 Uhr. Folgendes habe ich noch am Abend getrunken : 3 Gläser Mineralwasser, 1 Glas mit einer Multivitamintablette, 1 Flasche Malzbier - Mehrere Zigaretten geraucht. Ich stand auf und versuchte mich aufzuwärmen, habe einige Bewegungs - übungen gemacht. Mein Rücken ist immer noch kalt, ebenso die Arme, trotz des dicken Mantels, den ich trage. Herr B. will heute kommen, um in die Lüftung ein Warngerät einzubauen, falls sie aussetzt,damit es Signale gibt. So schlecht, wie sie bis jetzt funktioniert, wundert es mich, daß sie heute Nacht nicht ausgegangen ist. Ich hielt wohl deshalb meine Ohren gespitzt, während des Schlafes. Mehr als dreieinhalb Stunden sind es nicht geworden. Ich friere und schwitze zugleich. Wegen dieser Lüftung will ich nicht frühzeitig aufgeben. Mich ärgert es, daß sie meinen Körper und meine Stimmung so in Anspruch nimmt !
Als ich wach wurde, hörte ich draußen die Vögel zwitschern. Sonst nur ein leichtes Brummen der Autos auf den Straßen. Ich bin wieder aufgestanden, um mich aufzuwärmen, sitze jetzt, mit einem Schal um den Hals, am Tisch. Meine Arme schmerzen, sie sind zu kalt geworden. Das Geräusch geht mir an die Nerven. Ich blicke auf die Uhr : es ist genau 6 Uhr und 4 Minuten. Zwei Kekse habe ich gegessen, wohl zur Entschuldigung für die Zigarette, die ich zuvor rauchte. Jetzt halte ich schon wieder eine in meiner linken Hand. ( So läßt es sich beschreiben, daß ich Rechtshänder bin ) Um aufzuschreiben, was hier alles um mich ist, dazu fehlt mir die Lust, das zu tun. Der Gedanke kam mir soeben. Vielleicht später. Nur, dann wird weniger da sein, - mein Magen müßte zusätzlich Auskunft geben. Ich werde aufhören zu schreiben. Zeichnen,einige Skizzen machen. ( 6 Uhr 15 ) Mein Frühstück, es ist 6 Uhr 45. Drei Kekse und Erdnüsse. Nicht die Zigaretten vergessen ! Ich habe mich warmgelaufen, „ auf der Stelle “ und wohl einige Kilometer zurückgelegt, will ich hoffen. Nehmen wir mal an,von der Luminata Alterna bis zur Kunsthalle Recklinghausen , bei großzügiger Betrachtungsweise - die ich hiermit vorgenommen habe. Und zur Belohnung ? Da sind sie wieder, die Zigaretten ! 7 Uhr 50. Oben ist etwas mit der Zuluft geschehen. Sie bläst nicht mehr in dieser Stärke. Ich hörte ein Geräusch. Gestern Abend, vor 22 Uhr, rief ich noch Herrn B. an, er solle kommen, um nachzuschauen. Ob er oben was repariert ? Jetzt, da es leiser geworden ist, höre ich besser, was geschieht, kann aber nicht genau feststellen, woher die Geräusche kommen.
Ich habe mich heute Nacht erkältet, habe Halsschmerzen, mir ist nach wie vor kalt. Mein erster Gang zur Toilette, 7 Uhr 5. Der Weg dahin war nicht weit. Es hat gut geklappt, es war bequemer, als ich dachte. Ich habe Christa einen Geburtstagsbrief geschrieben, den ich ihr heute, durch den Schlitz, geben werde. Um 11 Uhr 15 gefrühstückt. Brot, drei Scheiben Vollkorn, Butter, Wurst. Getränke : Kaffee, ein Glas Orangensaft. Oben wird weiter gearbeitet. Pflanzen werden rund um die Skulptur eingesetzt, wie ich von Christa hörte. Die Lüftung ist nach wie vor zu kalt, es zieht rundum in dem Raum. Ich muß erst einmal einen Rythmus finden, wie ich vorgehen werde, zusehen, wozu mich diese „ Situation “ bringen wird. Ich denke an den Stahlwinkel oben auf der Skulptur, der genau in Richtung Buenos Aires ausgemessen wurde. Auf die Aktionen, die noch kommen, freue ich mich. Das große Schiff auf dem Atlantischen Ozean, die zwei Feuer, die auf der Luminata und in Buenos Aires brennen sollen. Dazwischen die Versenkung der Skulpturen. Diese Gedanken machen mich frei, daß dort bald was geschieht, mit anderen Menschen zusammen. Die Tat zählt, das Verwirklichen der Pläne, die wir uns vorgenommen haben. Sehr schön, daß Eduardo sich in Argentinien beteiligt und eigene Aktionen einbringen will. Wir sind weit entfernt voneinander, doch uns sehr nah, da er und ich sich vorbereiten und in Gedanken - mit den Herzen, so scheint es, fast nebeneinander stehen. Wenn Herzen sprechen, fallen die Entfernungen ! Ohne daß wir uns je getroffen haben, Eduardo und ich, durch unsere künstlerische Arbeit sind wir uns nah. Ich habe ihm meine Pläne zugeschickt und er ist sehr bereitwillig darauf eingegangen, sie in Argentinien, in Buenos Aires, umzusetzen. Ich bin gespannt, was er machen wird, kurz beschrieben hat es Sylvia in ihrem letzten Brief. Bestimmt werden wir uns später treffen, Eduardo lud mich bereits ein. Gerade kam oben jemand vom Radio, fragte, ob er ein Interview machen könne. Erst am Sonntag Abend werde ich hinauf und hinaus kommen, sagte ich ihm.
Jemand von der Presse wollte von mir ein Foto machen. Ich sagte das gleiche, schlug ihm vor, von der Außenskulptur ein Foto zu machen ; ich weiß nicht, ob das geschah. Durch sehr lautes Rufen ist es möglich, sich durch die geschlossene Enstiegsluke ( Stahlplatte ) zu verständigen. Es ist schön, daß Interesse da ist, doch will ich hier unten meine Ruhe haben. So langsam komme ich dazu, mich zu konzentrieren und ich denke, daß es sich schon zeigen wird, wie ich mich beschäftigen werde. Einen Plan dazu habe ich nicht, ich will sehen, was sich meldet. Ich mußte aber in die Erde hinein ! Eine Zigarettenpause lege ich ein, mal wieder. Hier wird mir jede Zigarette, die ich anstecke, bewußt. Sollte es etwa dazu kommen, daß ich aufhöre zu Rauchen ? Ein deutliches Zeichen, daß ich das ( endlich ) lassen soll ? „ Nicht zu voreilig ! “, ruft die Sucht - mir scheint, als beschwerten sich alle Zigaretten einzeln in den vielen Packungen, die ich mit hierher genommen habe. „ Noch nicht, noch nicht, rauche uns erst auf ! “ Ähnlich, wie das Gras sich melden würde, gingen Kühe achtlos an ihm vorbei. Nun ist ein Keks an der Reihe, außerdem verspüre ich Durst. Adios, Bleistift, bis nachher ! Oben wird geschliffen. Die Abdeckplatten für die 5 Sucher sind noch nicht ganz fertig. Christa managt es, sie ist aktiv dabei, auch heute, an ihrem Geburtstag. Abends sollen Proben mit den „ 7 Flügeln “ stattfinden, dem „ großen Fächer“. Sieben Mitwirkende wollen kommen, für die geplante Aktion am Sonntag. Den Ablauf habe ich mit Christa besprochen und ihr einige Skizzen gegeben. Ich bin gespannt darauf, wie es Sonntag klappt . Meinen Ablauf habe ich im Kopf, die Tage werde ich ihn noch durchgehen, mir dazu einige Aufzeichnungen machen. Hoffentlich ist das Wetter an dem Abend gut, kein Regen oder starker Wind. Mir geht es gut hier unten in der Erde. Immer noch. Die Zeit : 1 Uhr 20, der Tag : Donnerstag. Nur diese Kälte durch das Lüftungsrohr ! Ich sitze am Tisch, eingewickelt mit einer Decke um die Beine, angezogen mit dem Mantel und einem Schal um den Hals. Alles ist klamm. Durch die feuchte Luft von außen. Auch meine Hände, ich spüre das beim Schreiben.
Herr B. will nachmittags kommen und die Lüftung nachsehen. Besonders die Warmluftzufuhr, die überhaupt keine Wärme bringt. Er ist seit gestern Abend informiert, doch läßt er sich viel Zeit zu kommen. Darüber werden wir, wenn ich draußen bin, noch ein deutliches Wörtchen reden. Möglich, daß es zwei Wörtchen werden ! Ich habe das Empfinden, daß die Zeit langsamer vergeht. Jetzt ist er gekommen, es wird repariert. Auch hier wird deutlich, wie was zusammen funktioniert - oder nicht. Autark sein, das wollte ich nicht, darauf will ich nicht verweisen. Interessanter, darauf hinzuweisen, wie Menschen zusammen wirken, mit ihren Fähigkeiten, was auch bei unserem kommenden Projekt deutlich wird. Wer kann autark leben ? In Beziehungen, in Verbindungen steht wohl alles. Nichts ist so autonom, daß es alleine könnte, wie auch nicht ich hier unten ohne Nahrung und Flüssigkeit. Ohne Nahrung, wie sieht das geistig damit aus ? Woher erhalten wir die ? Bestimmt nicht allein von denen, die „ greifbar und sichtbar “ um uns sind ! Von Menschen. Da gibt es noch ganz andere Akteure. Was tragen wir nicht alles mit uns aus vergangenen Jahren - und, wie war es zuvor ? Sind wir das erste mal in einem Körper, oder viele male schon ? Das nehme ich sehr wohl an, da haben wir unsere Vorgeschichte, wie auch weitere, nach diesem Leben, in einem Erdenleben, folgen werden. Inzwischen liegen viele ( relativ ) Jahre hinter mir, in denen ich forschte, mich bemühte, Einblicke in geistige Zusammenhänge zu bekommen. Ich bin sehr dankbar, daß ich einiges erfahren durfte ! Mein bedeutsamstes Erlebnis war das mit der Sonne, im Jahre 1972, das mir Kraft gibt, mich Menschen zuzuwenden und mit ihnen gemeinsam zu wirken ; bei denen der Wille dazu da ist und das Bemühen, aufeinander zuzugehen. Mit diesem „ Geistigen Einschlag “ war auch der Hinweis verbunden, die Aufforderung, auf Menschen zuzugehen . So empfand ich es, verstärkt nach einiger Zeit, nach diesem „ geistigen Verdauungsprozeß “. Neue Energien wollte ich ins Leben bringen, ganz besonders „ aus der Kunst heraus “.
Es war ein Austausch an Wärme, von der -"Sonne"- (Michael-Christus) zum Menschen hin, vom Menschen - Herzen zur -"Sonne"-. Was ich erlebte, das kann nicht anders bezeichnet werden, als ein Austausch an Liebe, es war LIEBE ! Ein wunderschön helles warmes Liebeslicht ! Die "Sonne" zeigte ihr Gesicht, ihr geistiges Antlitz. Unser Begriff : „ Liebe “ trifft hier zu, erfährt er weiterhin durch uns den ihm angemessenen Schutz und Achtung. Wir sind herausgefordert, uns um Mitmenschen zu kümmern, ihnen keinesfalls gleichgültig zu begegnen -und zu wissen, daß wir in Begleitung Höherer Kräfte sind . Teilnahme, Mitleiden und die eigene Ausformung - das Bemühen, geistig - seelisch zu wachsen, = „ mehr Mensch zu werden “, das ist hier angesprochen. Viele werden mit dem, was hier geschrieben steht, „ null und garnichts “ anzufangen wissen. Doch sind die Fühler längst schon ausgestreckt und deutliche Botschaften gegeben worden.