Tagebuch Teil 2
Luminata Alterna
Während der Aktion
vom 1. bis 5. Mai 1991
in der Skulptur.
Etwas stimmte mit der Wärmezufuhr nicht, als ich schon, abgeschlossen von der Außenwelt, in der unterirdischen Skulptur, mit dem Titel : Luminata Alterna, wohnte. Möglicherweise hatte jemand im Bürgerhaus, wo im Keller Schaltungen usw. für die Skulptur sind, etwas verstellt. Es kam nur kalte Luft durch das Rohr ins Innere, der Innenraum wurde feucht. Nach einiger Zeit spürte ich schon, daß ich fror, dann schwitzte, ich hatte Schluckbeschwerden und befürchtete krank zu werden. So verbrachte ich die erste Nacht und gleich am nächsten Morgen hoffte ich, daß sich mit der Zufuhr etwas ändern wird ! Das war aber nicht der Fall, ich konnte die Wärmeeinstellung von Innen nicht regulieren. Ich hatte bereits Halsschmerzen, ich fror und befürchtete, daß ich nicht bis zum 5. Mai in der Skulptur bleiben könnte. Ich schimpfte : „ Arschkalt hier unten, ich glaube, ich werde krank ! “ Es geschah dann folgendes :
Christa kam spät abends, es war am 2. Mai, - an ihrem Geburtstag - , es muß gegen 23 - 24 Uhr gewesen sein, zu der Skulptur, klopfte laut auf die Einstiegsplatte.
Ich schreckte von meiner Liege hoch, erwachte aus dem Tiefschlaf, der so „ tief “ war, wie ich schon lange nicht mehr geschlafen hatte. Ich wußte nicht ,was sich dort oben tat. Ich hörte ihre Stimme, sie schlug erneut gegen die Stahlplatte; Ich stieg die Leiter hoch, war mit dem Kopf dicht an dem Einstieg, um sie verstehen zu können. Ich sollte kurz die Einstiegsplatte öffnen, rief sie, nur einen Spalt, sie habe mir was mitgebracht, das ich nehmen solle: Heiße Milch und Honig!
Ich dachte garnicht darüber nach, daß sie ausgerechnet damit gekommen war. Ich hatte aber sogleich den Wunsch, die heiße Milch mit dem Honig zu trinken, rief zu ihr hinauf, daß ich keinesfalls aussteigen werde, sie könne mir alles unter der Platte, die ich nun nach oben drehte, hindurchschieben ! So geschah es auch. Als sie mir sagte, ich hätte doch angerufen, entgegnete ich ihr nur : „ Ich habe die Luminata garnicht verlassen, wie sollte ich da anrufen “ ? - und maß ihren Worten keine weitere Bedeutung bei .
Unten trank ich die Mich mit dem Honig, ich spürte, wie gut mir das tat.
Kurze Zeit danach merkte ich, daß es mir besser ging, am nächsten Tag war ich in bester Verfassung. Die Wärmezufuhr funktionierte. Ich konnte sie nun nach meinen Bedürfnissen regeln.
Damals schon war mir klar, daß ich ohne Christas Hilfe krank geworden wäre. Ob ich in einem geschwächten Zustand dann die folgenden Tage und Nächte in der Luminata Alterna durchgehalten hätte, bezweifle ich.
Nach meinem Ausstieg, am 5.Mai, fanden auf der Skulptur verschiedene Aktionen statt. ( Fächer, Wendemantel, Nadel mit Faden .. ) An diesem Tag erzählte mir Christa, weshalb sie - noch in der Nacht, von ihrer Wohnung in Bochum, zur Skulptur gefahren war. Sie habe den Anrufbeantworter in Haltern - von Bochum aus, abgehört und meine Stimme darauf vernommen : „ Arschkalt kalt hier unten, ich glaube, ich werde krank ! “
Das war genau der Satz, jedes Wort , wie ich es in der Unterirdischen Skulptur, von Haltern fast 40 km entfernt, ausgerufen habe ! Aber ich hatte die Skulptur nicht verlassen !
Ich hatte auch keine technischen Geräte dabei , mit denen ich Kontakt nach außen hätte aufnehmen können. Christa dachte, daß ich von einer Telefonzelle aus angerufen habe .
Sie saß in ihrer Wohnung, als eine Katze laut unter ihrem Fenster schrie, was sie sofort auf die Beine brachte, als sei das die Aufforderung an sie, Christa, etwas zu unternehmen ! Sie habe sofort Milch heiß gemacht, Honig hinein getan und in eine Thermosflasche getan - und sei sogleich zur Skulptur gefahren !
Am nächsten Tag fuhr sie nach Haltern, um direkt vom Anrufbeantworter zu hören, ob meine Stimme dort aufgezeichnet war . Sie hörte das, was sie durch ihren Fernabruf schon vernommen hatte.Etwas verändert, - wie durch eine leichte Störung, war meine Stimme , doch sei alles deutlich zu verstehen gewesen. Sie speicherte sie, wollte sie mir später vorführen. Beim erneuten Versuch war aber nichts mehr zu hören.
LUMINATA ALTERNA
„ Open blue line, two flames and a golden sign “.
Einträge aus dem roten Buch . Geschrieben von dem Künstler IGADiM im Jahre 1991. Auf der Skulptur Luminata Alterna, einer ober - und unterirdischen Skulptur in der Stadt Recklinghausen - Süd. Weitere Texte wurden in einem Bauwagen geschrieben, in der Zeit der fast drei Wochen dauernden Kunstaktion : „ Open blue line, two flames and a golden sign “.
Neben den Aktionen auf der Luminata Alterna, beteiligte sich die Besatzung eines Schiffes auf dem Atlantischen Ozean, mit dem Kapitän Peter Kröplin. Zur selben Zeit auch der Künstler Eduardo Sanguinetti an der Skulptur „ Solum X “, in Buenos Aires, Argentinien.
1. Seite, dann folgende Einträge :
Zeitunterschiede : ( Sommerzeit ! )
- 3 Std. Position Atl. Ozean ( unterhalb Capv. Inseln )
- 5 Std. Buenos Aires ( sonst - 4 Std )
= 12 Uhr Sonne im Zenit ( Position )
= 15 Uhr RE
= 10 Uhr Buenos Aires
Am 4. Juli 91
nach Hamburg zum Hafen gefahren. Mit Peter K. ( Fotos ) Ca. um 8 Uhr 30 lief das Schiff „ MS - Europa - Express “, mit dem Kapitän Peter Kröplin, ein. Wir beide gingen um 9 Uhr an Bord. ( Schuppen 62 ) Der Kapitän empfing uns sehr freundlich. Er war noch in einer Besprechung - und bat uns, nach einer halben Stunde wiederzukommen. Wir könnten uns schon das Schiff ansehen !
Dann empfing uns Herr Kröplin in seinem Raum. Seine Frau war auch anwesend. Ich besprach mit dem Kapitän einiges zu dem Ablauf der geplanten Aktionen auf seinem Schiff. Er war schon gut informiert und war mit allem einverstanden. Peter machte Fotos. Wir stiegen anschließend hinauf auf die „ Kommandobrücke “. Dort besprachen wir alles und legten die Stelle im Atlantischen Ozean fest, an der die Bronzeskulpturen und die Goldscheibe versenkt werden sollen. Er trug die Stelle in seinen Plan ein. = unterhalb südlich der Capverdischen Inseln. Tiefe ca. 4800 m. Dort soll am 19. 7. 91, um 12 Uhr ( 3 Std - vor - unserer Zeit ) = bei uns 15 Uhr, die Aktion auf dem Schiff stattfinden.
Der Kapitän wird mich also gegen 15 Uhr, am 19. 7 . in der Kunsthalle Recklinghausen anrufen.
Am 28. 7. wird das Schiff in Buenos Aires sein. Am 26. 8. zurück in Hamburg.
Es folgt Anschrift Kapitän, wohnt in Lübeck Anschrift Schiffahrtsgesellschaft Peter Döhle, Hamburg. Tel / Faxx etc.
1120 746 DIOK X Raisting RAI 15 Atlantik Ost
Als wir im Steuerraum waren, kam Stefan P. und zwei Leute von der Bild - Redaktion in Hamburg. Für die Ausgabe am nächsten Tag machten sie Fotos, sprachen mit mir, dem Kapitän, der bereitwillig Auskunft gab. Mit den beiden, = Frau S. und dem Fotografen, ging ich zum Wagen - und wir stellten die Stahlkiste an den Kai, im Hintergrund das Schiff. Sie machten Fotos. Anschließend kamen Matrosen und hievten beide Kisten mit einem Kran an Deck.
Wir gingen, = Peter und ich, nachdem „ Bild “ und Stefan P. sich verabschiedeten, zum Kapitän, der sofort, nachdem er hörte, daß die Kisten noch an Deck stünden - mit mir hinunter ging und selbst - mit einem Matrosen zusammen, die Holzkiste in einen Schlafraum trug, in den auch die Stahlkiste hineingestellt wurde. Er gab einem Matrosen die Anweisung, diesen Raum zu verschließen.
Wieder oben, bei seiner Frau und Peter, fragte mich der Kapitän, ob er noch einige Fragen stellen könne ? Sogleich war die Frage seiner Frau, ob diese Aktion etwas religiöses habe, da doch die Sonne für mich eine Bedeutung hat, wie auch die Goldscheibe.
Ich bejahte ihre Frage. Und was denn „ IGADiM “ bedeute, fragte der Kapitän Peter Kröplin. Das sei eine Abkürzung für : „ Ich glaube an die Menschen “, sagte ich , was ich aber nicht so einfach in die Welt gesetzt habe, sondern daß ich zuvor schon eine intensive Auseinandersetzung mit mir selbst hatte ! Fast drei Tage und Nächte, in denen ich kaum schlief, seien dem vorausgegangen. Das war im Jahre 1987; Seit diesem Jahr, es war kurz vor Weihnachten, schrieb ich meine Signatur : IGADiM , das erste mal öffentlich auf den Boden eines Museums.
// Im Skulpturenmuseum Marl, vor einer meiner dort ausgestellten Skulpturen. ( Gelochtes Tonband mit Antenne, große Lautsprecher ) //
„ IGADiM “ sei sowohl mein Name, doch auch zu meinem „ Programm “ geworden. Ich will daran mitwirken, daß positive Kräfte im Menschen zur Entfaltung kommen. Verstärkt wolle ich auf Menschen zugehen und wenn das möglich ist, gemeinsam mit ihnen gestalten.
Ich erzählte Ihnen noch nichts davon, daß ich in der Kunsthalle ein Bild malen werde, ein Zeichen, das von der Sonne zur Erde weist. Die Linien und Schnittpunkte ergeben sich aus den beiden Feuern in RE und Buenos Aires. Die Senkrechte von der Sonne zum Mittelpunkt der Erde.
Skizze im Buch.
Was dort, auf dem Atlantischen Ozean , „ imaginär “ entsteht, das werde ich in der Kunsthalle mit Goldfarbe malen. „ The open blue line und two flames “ ( zwei rote Punkte ) waren bereits auf das kleine Bild gemalt.
Frau Kröplin und ihr Mann nahmen das, was ich sagte, mit Interesse auf. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich, daß wir gerne wieder nach Hamburg kommen, wenn er, Herr Kröplin, zurück sei. Er gab uns seine Privatadresse, sodaß wir uns dann später verständigen können, denn nach dieser Fahrt habe er für mehrere Monate Urlaub und er würde sich freuen, uns wiederzusehen.
Meine Frage war noch, ob es möglich ist, daß die Flagge, die ich mitgebracht hatte, an einem Schiffsmast gehißt werden könne ? Nachdem die Skulpturen versenkt wurden. Die sonnengelbe Flagge, mit einem bestimmten Zeichen, sollte dann am Mast wehen, bis das Schiff den Hafen von Buenos Aires erreicht habe. Der Kapitän versprach mir, daß das geschehen wird - und er werde sie, wie ich das wünsche, im Hafen dem dortigen Künstler Eduardo Sanguinetti übergeben !
Samstag, den 6. Juli 91
Am 4. Juli, abends, kam Klaus Heid und brachte mir die Nachricht, daß die Skulptur an der Ruhr, in Dortmund, genehmigt wird. Wir bekämen die Nachricht schriftlich , die kommende Woche.
Den ersten Abend haben wir oben auf der Luminata Alterna verbracht. Christa, Klaus, Helga, Ingrid aus Dortmund, Jürgen M. und Karin L. - mit Angelika und Peter K, die schon früher gingen. Leonardo N. hat uns bis Mitternacht auf seiner Gitarre vorgespielt. Klassische Musik und Südamerikanische . Wir haben gut zu Abend gegessen und getrunken. Sehr praktisch, da das Essen und die frischen Getränke gleich nebenan aus dem Bürgerhaus zu bekommen waren. Es war für alle, wie sie sagten, ein sehr schöner Abend.
Das Feuer brannte, das Lichtkreuz war auf der Skulptur, unter unseren Füßen, gut sichtbar ( das später wieder pulsieren sollte, auf die Menschen zu, nach Nord - Süd - West und Ost ) und das „ Lichtzelt “ leuchtete über uns, hoch in den Himmel, durch die „ 5 Sucher “. Um uns herum die Sterne, die an diesem Abend strahlten, die mit uns waren. Und wir mit ihnen.
Eine sehr intensive Atmosphäre, die wir erlebten. Fast mitten in der Stadt. Dieser Ort, so scheint es bisher, ist beschützt von Kräften, die keine „ Störenfriede “ zuließen, zumindest an diesem - und an dem gestrigen Abend nicht . Es hat was, wie Christa meint, mit einer Kultstätte zu tun. Für sie ist es gar nicht verwunderlich, daß diese intensive Atmosphäre ist und daß alles, was mit dieser Skulptur und den Aktionen auf dem Schiff und in Buenos Aires ist - und sein wird - so gut klappt und daß die Menschen, die beteiligt sind, solch einen Einsatz bringen.
Nachdem ich damals von Herrn H. erfuhr, daß die Reederei ( Frau D.) und der Kapitän bereit sind, die Aktionen auf dem Schiff durchzuführen, hatte ich ein gutes Gefühl,daß es klappen wird, daß diese Aktion : „ Open blue line, two flames and a golden sign “, hat sein sollen ! Gut wäre es, wenn sie weitere Menschen, angestoßen durch die Skulptur und die Aktionen, wärmen und weiter bringen könnte.
Was mich betrifft : Die Aktion auf dem Schiff, mit der Schale, der Kanne und der Goldscheibe : Sie ist zu meiner eigentlichen Taufe geworden ! Nicht deshalb ist es geschehen, doch seitdem - durch das, was sich ereignete, durch die Gestaltung vieler Menschen, besonders durch die Handlungen auf dem Atlantischen Ozean, fühle ich mich getauft. Ab da, oder schon ab dem Zeitpunkt, da ich wußte, daß ich mich bemühen werde, daß alle Aktionen auch durchgeführt werden, fühlte ich mich freiwillig, aus freiem inneren Entschluß heraus - in die Christliche Gemeinschaft , in die Neue Christliche Gemeinschaft, die schon sichtbar ist, eingegliedert, ohne ein Gefühl von Zwang zu empfinden, aus freiem Willen.
Ich sitze am Tisch auf der Luminata Alterna, in der Sonne. Die Sonne ! Welche Botschaft brachte sie mir vor Jahren !
Sie war der Anstoß. Dieser Austausch an Geistiger Wärme, dieses Hohe Empfinden der LIEBESKRAFT, die ich erhalten habe ! Nach diesem Erlebnis kam der „ Geistige Verdauungsprozeß “, es wuchs die Verpflichtung , auf Menschen zuzugehen, ihnen neu zu begegnen, zu erkennen, daß große Aufgaben auf uns zukommen und ein Bemühen sein muß, aus dem noch fast schläfrigen Zustand herauszukommen, um zu erfahren, daß Hohe Geistige Kräfte da sind, die in uns Menschen setzen und von uns viel mehr erwarten, als daß wir das bis heute erkennen.
Vor fast 2000 Jahren ist etwas geschehen, das die heutigen Menschen aufhorchen lassen müßte, besonders die, die uns folgen werden. Später werden wir es wieder selbst sein, die sich auch auf Erden höher entwickeln, die diesen Planeten - durch den würdevollen Umgang miteinander, durch unsere Taten, zu einem lichtvollen,strahlenden Planeten im Kosmos ausgestalten. Und Christus befindet sich bei uns, er ist nah und wird wohl immer deutlichere Zeichen geben, wenn wir es gelernt haben, sie verstehen zu können. Nach wie vor, obwohl er herabgestiegen ist von der Sonne zur Erde hin, ist er mit der Sonne verbunden, mit dem Kosmos, doch hat er seinen Wohnplatz genommen in der Erde, auf der Erde, um die Erde herum.
Je tiefer wir graben in uns, aus uns heraus, um uns herum, je näher kommen wir ihm. Und wenn ich spreche von IGADiM, mit dem Goldpunkt über dem kleinen „ i “, dann meine ich eben, daß wir den Sprung über den „ Balken , - die Linie “, die Grenze überschreiten, um die beiden Welten - die materielle hier und die rein Geistige darüber - in Verbindung bringen; Sie gehören zusammen. Sie sind ja zusammen.
Das wird mal ein großes Verlangen werden, diese geistigen Verbindungen zu durchschauen, dann, wenn die heutige - zum Teil erschreckende geistige Trägheit - überwunden ist.
Für so viele Menschen wird immer noch durch andere „ vorgedacht “ und sie lassen es sich gefallen, denken hinterher, ohne selbst gedacht und geforscht zu haben ! Sie sollten viel neugieriger werden auf das Leben, auf ihr Leben, auf das Leben danach und Fragen stellen und nach Antworten suchen ! Fragen stellen, die aus ihren eigenen Herzen kommen, die letztlich nur sie allein fragen und deren Antworten sie finden könnten.
Das eigentliche „ Muß “ wird dann zur freien Tat, wenn es ihnen nicht durch andere aufgezwungen wird. Dann, wenn sie es selbst wollen, frei aus sich heraus.
Sonntag, den 7.7.91
RE - Süd, Bürgerhaus. Ich sitze wieder auf der L. Alterna, die Sonne scheint kräftig warm, wie in den vorausgegangenen Tagen. Von der Musikschule werden eine Bühne für Instrumente und Stände für das heutige Musikfest aufgebaut. Heute Nacht, gegen 1 Uhr - ich hatte mich gerade in den in der Nähe stehenden Bauwagen zum Schlafen gelegt, kamen einige von der Skulptur hinunter und blickten neugierig in den Wagen, durch die geöffnete Tür. Einer sagte: „ Ach, hier wohnt der Künstler ! “ Sofort schrie jemand darauf von einem Tisch aus, wo sich einige Personen draußen vor dem Restaurant / Bürgerhaus aufhielten : „ Ein dreckiges Schwein ist das, ein dreckiger Penner ! “ Ich zog meine Hose an, um - falls sie sich dem Wagen nähern sollten, bereit zu sein ...
Ich werde der dortigen Bedienung sagen, sie solle demjenigen von mir einen Zettel geben, wenn er wiederkommt, auf den ich seine Worte aufgeschrieben habe. Darüber solle er mal nachdenken. -
Christa ist sehr hilfsbereit, wir arbeiten, unterstützen uns gegenseitig. Sie ist nach Bochum in ihre Wohnung gefahren, um sich zu waschen. Ich war zuvor dort, - so, wie wir es die letzten Tage, jeden Morgen, getan haben. Das Feuer brannte bisher durchgehend,Tag und Nacht, in dem offenen Winkel, der nach Buenos Aires ausgerichtet ist. Nachts muß, da wir dann Briketts auflegen, jede eineinhalb Stunde nachgelegt werden. Tagsüber, bis in die späte Nacht, brennt Holz, das hier auf der Skulptur gelagert ist.
Jemand von der Kulturstiftung war gerade hier, anschließend ein Kesselbauer, den mehr Technisches zur Skulptur interessierte. Wenn ich nachfrage, ob sie etwas über die Skulptur und die „ Aktion mit dem Feuer “ schon gehört hätten, etwas darüber wüßten, bejahten sie die Frage; Doch verstanden hätten sie es nicht !
Manche fragen nach, sehr häufig mit aggressivem Unterton: „ Nun sagen Sie mir mal, was das hier soll ! “ Ich spreche mit ihnen, erkläre, erzähle ihnen von Argentinien, dem Schiff usw. und stelle fest, daß ich nach jeweils - falls möglich - einem längeren Gespräch, Aggressionen, die sie mitbrachten, dämpfen - und hier und dort wohl etwas Nachdenklichkeit bewirken konnte.
Doch überwiegend, sobald jemand gerade die Skulptur erreicht hatte, sofort die Frage : „ Nun , sagen Sie mal was dazu, - erklären Sie mir mal, was das soll, was das hier gekostet hat, wer das bezahlte, - wie, von unseren Steuergeldern finanziert ? Wäre ja nicht so schlimm, wenn das privat finanziert worden wäre! Kein Mensch versteht das, wenn Sie wüßten, wie hier darüber geredet wird ! Machen Sie mal lieber was, was alle verstehen, die Leute, die ich kenne, sind sauer, nicht ich alleine ! “
Der Hausmeister vom Bürgerhaus sagte mir : „ Wenn Sie wüßten, was ich hier über Ihre Skulptur zu hören bekomme ! Das will ich Ihnen garnicht sagen, so schlimm ist das ! “
Dann gibt es andere, die kamen wieder, brachten Bekannte mit. Wir unterhielten uns lange. Ich konnte Ihnen in etwa meine Intentionen mitteilen, weshalb ich so arbeite - und ich erfuhr einiges über sie.
In diesen wenigen Tagen habe ich dazu gelernt. Ich sitze mitten unter den Menschen, bin ständig ansprechbar und bereit, wenn sie wollen, Fragen zu beantworten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dafür habe ich hier bis zum 19.Juli Zeit. Ich bin gespannt darauf, wie es sich noch entwickeln wird.
Heute werden - durch das Musikfest angezogen ( es gibt auch einen Bierstand !) wohl zahlreich Menschen erscheinen und einige werden sich nach hier oben hin bewegen. Spät abends wird es voraussichtlich auf der Skulptur lauter und aggressiver werden, wenn einige was getrunken haben. Ich bin bereit, so weit möglich, Rede und Antwort zu stehen und will versuchen, daß es nicht eskaliert. Mehrere Bekannte von Christa und mir werden wohl auch gegen Abend kommen - und ich denke, daß der heutige Tag ebenfalls sonnig bleiben und schön sein wird. Das Feuer brennt, ich werde jetzt etwas Holz nachlegen.
Meine Gedanken sind auch bei dem Kapitän Peter Kröplin, dem Schiff und bei Eduardo, Silvia und den vermutlich vielen Menschen, die sich an der Aktion in Buenos Aires beteiligen. -
Montag, den 8.7.91 Wieder auf der Luminata Alterna, ca. 12 Uhr 30.
Gestern war wieder ein interessanter Tag. Bis spät in die Nacht, bis 3 Uhr in der früh. Christa und ich lernten einige Menschen - in kurzer Zeit - sehr tief kennen. Abends durch lange Gespräche, die durch die Atmosphäre auf der Skulptur sehr schnell eine große Konzentration bei allen Beteiligten forderte - und durch sie selbst eingebracht wurde. Die Anwesenden berichteten äußerst offenherzig, frei - über sehr „ private “ Erlebnisse, Erfahrungen. Wir gewannen Vertrauen zueinander, obwohl wir uns das erste mal begegneten. Ich schilderte Ihnen jeweils vorab die Aktion mit den beiden Feuern und das, was sich auf dem Schiff ereignen wird; daß später, wenn der Kapitän mich anruft in der Kunsthalle, ein Bild entstehen wird, eine Senkrechte, die sich von der Sonne zur Erde senkt, zum Mittelpunkt der Erde.
Und es wird noch etwas dazu geschrieben werden, was sich direkt an die Menschen wendet, mit einem Goldpunkt, der sich auf ein Ereignis bezieht, das nun fast 2000 Jahre zurück liegt, doch - so meine ich - für uns und folgende Generationen, noch von außerordentlich großer Bedeutung sein wird. Das Geschehen, daß Jesus Christus damals am Kreuz gestorben ist, auferstanden ist und hier - mit uns, um uns wirkt, der Erde seitdem angehört, heruntergestiegen ist aus der Sonne, um mit uns, den Menschen, diesem Planeten Erde eine lichtvolle Gestalt zu geben, sie erstrahlen zu lassen, einen Planeten der Liebe daraus zu formen. Gemeinsam werden wir an diesem großen Kunstwerk gestalten, wenn dazu die Erkenntnis und der Wille gewachsen sind, das vollbringen zu wollen. -
Soeben war eine Schulklasse mit ihrem Lehrer hier, die „ rein zufällig “ vorbeikamen. Eine Kunstklasse. Ich erzählte ihnen was von den Feuern usw. und der Lehrer meinte, das sei ja interessant, wohin sich die Kunst so fortentwickle. Was der einzelne, die einzelnen mitnehmen werden, vermag ich nicht zu sagen. Sie erzählten, daß sie vor einigen Tagen in der Kunsthalle waren, doch meine dort ausgestellten Arbeiten, - die Bronzeschale, die Kanne, die Goldscheibe, oder das Telefon usw. nicht gesehen hätten. So viele Augen, doch haben sie das nicht wahrgenommen ! Ist ja auch „ leise “ gewesen, was sich dort zeigte.Das sollte auch so sein. -
Die Gespräche gestern Nachmittag, besonders am Abend bis zum frühen Morgen, haben mich darin sicherer gemacht, wie bedeutungsvoll das Zusammenwirken für mich mit anderen Menschen geworden ist. Immer mehr erkenne ich, daß auf uns Menschen sehr große Aufgaben warten, die durch Aktivität in Taten umgesetzt werden wollen. Es sind große Kräfte in den Menschen, die, wenn sie positive Ausrichtungen erfahren, ungeheures zu leisten vermögen. Wenn der Einzelne herauskommt aus seiner Isolation und gewahr wird, daß sein Gegenüber ähnliche Erfahrungen, wie er / sie selber machte, gelitten hatte, einsam war, ohne Zuversicht, doch sich entwickeln konnte, „ Lichtblicke “ hatte - auch aus einer „ Anderen Welt “, die neuen Mut gaben, - wenn er dann den ersten Schritt zu anderen macht und feststellt, daß sie ihm durch das, womit - sie - sich befassen, ihm eine große Hilfe sind, - dann wird ihm bewußt, daß er ihnen viel näher steht, als er das vormals angenommen hatte. Und was wird wohl sein, wenn immer mehr Menschen aus einem klaren Bewußtsein heraus erfahren , daß sie alle zusammen gehören, daß jeder von ihnen gebraucht wird, um diese Erde mit - hinauf - zu gestalten ? Es wird dann eine Neue Erde werden, sie wird heller leuchten, wenn ständig Geist einzieht, der aus dem Menschen kommt und dem es gelingen wird, höhere Kräfte auszubilden und einzubringen. Der Mensch wird erkennen, daß Energien um ihn sind, die sich melden, ( wollen ) doch auch vom Menschen erwarten, daß er eigenständig sich bemüht, aus - seiner freien Entscheidung heraus, - sich diesen Kräften zuzuwenden.
Einem noch jungen Mädchen, das gestern Abend mit uns am Tisch saß, ist seit der Kindheit eingeimpft worden, daß sie schlecht und böse sei. Drei Jahre lang habe sie sich zu Hause zurückgezogen, war nicht dazu zu bewegen, unter Menschen zu gehen. Sie war - und ist es noch, in psychiatrischer Behandlung. Wie ihr dort begegnet wurde, erschien mir einiges sehr zweifelhaft, ob ihr so geholfen werden kann. Sie blühte gestern Abend auf, sagte, es wäre einfach wunderschön für sie, hier auf der Skulptur zu sitzen, mit uns zu sprechen. Sie fühle sich so wohl in dieser Atmosphäre ! Sie blickte häufig zum Himmel, zu dem Punkt, wo sich die 5 Sucher ( Licht ) trafen, umgeben von den Sternen, die gut sichtbar aus der Dunkelheit leuchteten. Wie ein Zelt aus Licht, sagte sie, sie fühle sich hier sehr geborgen.
Und der Einstieg in die Skulptur hinein, dann wieder hinauf nach oben, nach außen hin, schien sie, Clarissa, sehr zu beschäftigen. Sie hatte sich lange dort unten aufgehalten, fühlte sich nicht beengt. Von unten, aus dem „ Alleinsein “ hinauf auf die Plattform, dorthin, wo wir gemeinsam saßen und sprachen . Aus der Isolierung heraus zur Gemeinsamkeit. Das, was der Einzelne durch seinen eigenen Prozeß erfahren hat, wird er vielleicht einbringen als Hilfestellung für den anderen. Später dann durch gemeinsam erworbene Erkenntnisse zueinander führen, unter einem „ Zeichen “ stehen, das sich frei, ohne Druck von Außen, ohne Zwang ausbilden wird, ein Zeichen, das symbolhaft für Christus steht, das Kreuz, unter dem sich heute - und in Zukunft, immer mehr Menschen zusammenfinden . Sie werden ihn freiwillig zu ihrem Begleiter, Beschützer wählen ///
Durch positive Taten, aus dem Willen heraus, dem Leben mit Würde zu begegnen, es höher zu bringen und es nicht in der Schwere, dem Materiellen, auch in dem Dunklen verharren zu lassen. Die Aufgabe wird es sein, Keime der Liebe zu säen, damit später die Ernte von allen eingebracht werden kann. Es mag sein, daß sehr viel Helles, Lichtes geerntet wird, doch von denen, die sich weigerten, dafür Empfinden zu entwickeln, nicht wahrgenommen werden kann. Was schon sehr hell leuchtet, das bleibt noch dunkel ; Das ist heute, auf diesen Stufen davor, deutlich zu sehen .