Luminata Alterna - Asylantenheim
Zur Luminata Alterna stand geschrieben:
"Das teuerste und überflüssigste Loch der Festspielstadt"
Zu der Aktion:
"Open blue line, two flames and a golden sign"
"Des Kaisers neue Kleider"
und "Eine Eulenspiegelei, oder Schlimmeres"
RZ (E.J.)
Hier ist niemand, der eine Ausstellung von dir will; Du bist das Rote Tuch schlechthin!
Prof. Dr. F.U. zu IGADiM
IGADiM: Asylsuche im eigenen Land
Sein "Asylantenheim", das steht im Recklinghäuser Süden am Bürgerhaus. Es ist Wendkers Erd-Kunstewerk, die "Luminata alterna" oder auch "Pulsierende Lichtgebende". "Asylantenheim von IGADiM", so hatte er in der letzten Woche mit Kreide in den eisernen Winkel auf seiner Skulptur geschrieben. Und erlebte und arbeitete erneut einen Tag lang "in, auf und um" Luminata. Die Luminata Alterna hat in der Reihe von Wendkers Groß-Skulpturen einen besonderen Stellenwert: Sie ist die einzige, mit der er lebenslänglich verbunden sein, zu der er immer wieder zurückkehren will. Darauf hat er bereits hingewiesen, als die ersten Pläne für sein Kunstwerk eingereicht wurden, etwa 1987. Am Montag ist Wendker zurückgekehrt, und wer sehen und hören wollte, der hatte am 8. März 1993 die besten Chancen, sich über Sinn und Ziele seiner Kunst zu informieren. Die gesamte Installation, die Wolfgang Wendker für einen Tag errichtete, nahm ihren Anfang auf dem Gehweg, zog sich den kleinen Hügel entlang und reichte bis zur Plattform seiner in die Erde gesenkten Kapsel. Auf der gesamten Länge hinterließ IGADiM Nachrichten. So hatte er eine Leinwand mit einem Rahmen aus frischem Obst auf den Gehweg gelegt. Auf die Leinwand schrieb er "Früchte aus aller Welt. Nur mit den Menschen kommen wir nicht klar." Eine Aussage, die für ihn das Tagesthema hätte sein können, wie er später betonte. Ebenfalls auf dem Bürgersteig; Sein Früstückstisch mit Stuhl. Er überzog einen Teil mit dunkler, schwerer Farbe, "als wäre ein Schatten darauf gefallen". Dazu gehörte, dann wieder in unschuldigem Weiß, ein kleines Plättchen mit Aufschrift: "Verantwortung tragen, über dieses Leben hinaus", eine Forderung Wendkers (auch und besonders an sich selbst), die er häuiger bei seinen Aktionen erhebt. Und so ging es Schritt für Schritt und Wort für Wort weiter: "Mein Gott, mein Gott, was ist bloß in Jugoslawien los, und hier? Es ist leichter sich gehenzulassen, als sich höher auszugestalten." Oder: "Sozial? Wo bald jeder gegen jeden ist!" Oder: "Demokratie, so schrecklich ungeübt." ... und die Welt verbessert werden kann, diese Hoffnung hat IGADiM. Auch wenn er am Montag mit dem unheimlich-gespenstischen Ruf seines Nebelhorns immer wieder signalisierte, "wie weit wir alle voneinander entfernt sind". Ausgeprägte Distanz zu den Kulturmanagern in Recklinghausen zeigt sich seit längerer Zeit deutlich
(da/ho)