Ausschnitte aus dem Gespräch mit dem Kapitän Peter Kröplin in Lübeck, nach der Fahrt über den Atlantik...
An Bord ist die größte Diskussion gewesen: Dieses Goldstück. Muß das jetzt sein, oder nicht? Dazu kommt die Sache mit den weißen Tüchern. Das ist bei denen die Trauerfarbe. Ich habe versucht, denen das klarzumachen, daß das eine Aktion ist,die in Deutschland und gleichzeitig auch in Argentinien abläuft. Ob die mir das geglaubt haben, das weiß ich nicht. Denn bei denen ging das nur immer wieder darum: Ja, dieses Goldstück, muß das sein? Die haben es ja ausgewogen. Das war über 400 Gramm Nein, die haben das ausge-
rechnet,die waren bei 13 bis 14.000 Mark.
Das haben sie dann in Dollar umgerechnet und konnten es garnicht fassen. Da hätte einer von denen in Rente gehen können. Das war nachher bei denen, als sie mir das abgenommen haben, daß wir das so durchziehen, dann blieb bei denen die Frage: Muß das denn sein,muß das ins Meer geworfen werden? Es sind ja bei uns an Bord ziemlich viele Diskussionen entbrannt über diese ganze Aktion. Erstmal ist diese Stahlkiste von allen möglichen Leuten begutachtet worden und dann wurde festgestellt: Also handwerklich ist das doch alles viel zu schade. Das fing schon an mit der Schüssel. Die Schüssel war aus Bronze. Ja, muß man die jetzt versenken? Ist das wirklich notwendig? Hauptthema war an Bord, was da alles rausgeworfen wurde.
Als ich das von der Reederei bekam (Mitteilung von der Fracht) - so unwahrscheinlich war das ja alles - hab ich gedacht: Also, der 1. April ist nicht. Auf der Reederei hat man etwas gemacht. Man hat mir das kommentarlos in die Hand gedrückt und hat gesagt: Nimm mal mit und lies mal durch. und dann hab ich wieder angerufen - nun war ja nicht der 1.April. Ich hab ja gesagt. Natürlich mach ich das. Warum auch nicht? Es spricht ja nichts dagegen. Ich muß ehrlich sagen, ich fand diese ganze Sache - irgendwie hat mich das greizt. Was steckt dahinter? Ich wollte Sie kennen lernen und auch den Sinn der Sache. Aber ich bin nicht ganz sicher, ob ich das alles verstanden habe. Sie haben ja an Bord ausführlich darüber berichtet. Und ich glaubte zumindest, daß ich einiges verstanden hatte. Und auch die Leute an Bord, speziell mein 1. Offizier. Der wollte ja auch wissen, was los ist. Er hat noch vor kurzem wegen der Bilder angerufen. Die möchte er auf jeden Fall haben. Das war eine Sache, die passiert einem wahrscheinlich einmal im Leben und nie wieder.
Jetzt im Nachhinein möchte ich sagen, daß man so etwas nicht ablehnen sollte. Denn auch ich, ich hab ja auch irgendwie davon gelernt. Mir ist ja auch etwas anderes aufgegangen. Ich hätte zum Beispiel nie erfahren, das es so etwas gibt. Ob das gut für mich ist, oder schlecht, das kann ich nicht beurteilen. Aber für mich persönlich ist das doch in Ordnung. Es ist eine Erfahrung. Man weiß vorher nicht, ob man ein Kulturbanause ist. Muß man alles verstehen? Ist nicht einer gewesen bei der Besatzung, der das abgelehnt hat. Die haben alle mitgemacht. Bewundert wurde vor allem die handwerkliche Ausfertigung der Kiste.
Ach, ihre Flagge, Herr Wendker. Ihre Flagge ist handwerklich unheimlich gut gemacht. Wir haben noch gesagt, die sind besser als unsere Flaggen, die wir haben. Unsere Flaggen sind aus Plastik. Und dann haben wir die Flaggen hochgehabt und dann fing das an zu wehen. Der Eduardo hat eine Flagge gehabt, die ist seegeprüft. Ich vermute - ich bin ja kein Fachmann für Textilien - aber ich vermute, die Flagge ist aus Seide
Die weißen Tücher? Das war zunächst problematisch. Doch dann haben die das eben so genommen, wie es für sie war: Für sie war es eine Party. Am nächsten Tag ist das Mittags, als die Sonne - nicht im Zenit, aber - ihren höchsten Stand hatte. Die hatten genau ausgerechnet, das war Bordzeit 12.03 Uhr und irgendwie so ein bischen. Da ist die Stahlkiste dann über Bord gegangen, was alle bedauert haben, speziell den Innenteil. Das war`s dann. Sie werden die Kiste nie wieder kriegen. Die genaue Position habe ich ihnen per Telefon gesagt. Die liegt auf 3600 Meter. Das ist eine ganze Ecke. Die genaue Position steht im Schiffstagebuch. Die Position, die sie haben, das ist die Absolute. (Anmerkung: Ort der Versenkung - 750 Seemeilen südwestlich der Capverdischen Inseln, Tiefe 3700 m. Breite: 3°-8 Minuten Nord. Länge: 29°-11 Minuten West.) Unsere Mittagsposition am - der wievielte war das nun? Ob das Ding nun gerade heruntergefallen ist, das glaube ich nicht. 3,5 Kilometer, da wird das ein paar hundert Meter vertrieben sein mit der Meeresströmung. Das denke ich schon. Vom Abendessen haben wir nichts eingetragen. Haben Sie schon mal eine so ungewöhnliche Fracht an Bord gehabt? Nein. So etwas wird einem Menschen auch nur einmal passieren. Ich hab zwar schon ungewöhnliche Reisen gemacht. Ich bin überall auf der Welt gewesen. Ich bin auf Grönland gewesen. In China, Rußland bis jenseits vom Ural. Aber Südamerika war das erste Mal.